Bernhard Pletz hat mich gebeten einen ökumenischen Impuls zu geben, dieser Bitte will ich gerne nachkommen.
Ich habe meine Gedanken in guter evangelischer Tradition in Thesen gegliedert. Keine Sorge es werden keine 95 und auch keine – wie ich vor Kurzem bei Bischof Chalupka erlebt habe – 9,5 Thesen. Der Vorgabe gehorchend fünf bis sieben Minuten zu reden, habe ich sieben Thesen formuliert.
Ich werde die Begriffe Diakonie, Dienen, Helfen, Caritas, Lieben immer synonym verwenden.
Es ist immer schön, wenn Bischof Wilhelm, trotz seines vollen Terminkalenders, sich die Zeit nimmt, um einen Tag mit den ständigen Diakonen und ihren Ehefrauen zu verbringen.
Passend zum Tagungsthema „Die Qualität des Dienens“ war auch der Tagungsort in der „Lebenswelt der Barmherzigen Brüder“ in Kainbach bei Gaz.
Die Erfahrung von Stille gleicht einer Reise zu sich selbst
In einer alten überlieferten Geschichte kann man noch den Wert dessen, was wir „Stille“ nennen, schätzen lernen. Dort wird von einem Mönch berichtet, der drei dürstende Wanderer bittet, aus seinem Brunnen Wasser zu schöpfen, was diese auch sofort und sehr übereilt taten. Hinterher fragte sie der Mönch, was sie denn beim Wasserschöpfen gesehen hätten. Als diese unverständlich die Schultern zuckten, bat er sie nach einer Weile noch einmal, in aller Ruhe Wasser zu schöpfen, dabei aber ganz genau zu schauen, was sie sähen. Die verdutzten Wanderer antworteten, dass sie auf dem Wasserspiegel ganz deutlich ihr Gesicht erkannt hätten. Der Mönch sagte daraufhin: „Das ist die Erfahrung der Stille. Wir erkennen uns selber.“
„Man darf nie die Spiritualität der Menschen antasten“, sagt Lucca zu seinem Sohn Nicò, als die beiden sich über ihren Glauben unterhalten. Eigentlich machte Lucca nie viel Worte über seinen Glauben – auch nicht gegenüber seinem Sohn. Lucca entzog sich sogar bewusst solchen Situationen, in denen andere aus der Kirche seinen stillen Glauben hätten hinterfragen und abwertend beurteilen können. Nicò jedoch hatte längst an vielen kleinen Handlungen des Vaters bemerkt, dass sein Vater glaubte. Besonders aufgefallen war ihm, dass sein Vater nach der Arbeit das leere, stille Gotteshaus aufsuchte, dass er abends im Evangelium las und betete. Auch in dem, wie der Vater für die Familie und Mitmenschen sorgte, sah der Sohn den Glauben des Vaters wirksam.